Nach meinen großartigen Erlebnissen im Pantanal folgte mit den Iguazu Falls ein weiteres Highlight meiner Südamerika Reise. Es sind die größten Wasserfälle der Welt, die sich im Dreiländereck zwischen Brasilien, Argentinien und Paraguay befinden. Man kann die Iguazu Wasserfälle von allen drei Seiten besuchen.
Von Campo Grande aus fuhr ich zunächst mit dem Bus nach Foz do Iguaçu. Die hügelartige Landschaft und die vielen Maisfelder in diesem Teil Brasiliens erinnerten mich ein wenig an meine Heimat in Deutschland.
Die 250.000 Einwohner umfassende Stadt Foz do Iguaçu befindet sich im weiteren Umkreis der Wasserfälle. Für mich war es jedoch zu weit weg vom Geschehen und außerdem wurde mir berichtet, dass die Stadt nicht sonderlich einladend sei. So suchte ich die Jugendherberge „Paudimar“ unweit der brasilianischen Iguazu-Fälle auf, denn hier konnte ich auch nach langer Zeit mal wieder campen.
Ein paar Mal umsteigen und das letzte Stück ging es dann zu Fuß weiter. Nach einigen Metern wurde ich jedoch von einem VW-Bus aufgegabelt, der ebenfalls zur Jugendherberge unterwegs war. Einfach ein nettes Völkchen diese Brasilianer!
Am frühen Nachmittag erreichte ich die Unterkunft. Für günstiges Geld konnte ich mein Zelt auf dem riesigen Herbergsgelände aufschlagen. Zudem war noch ein leckeres Frühstück inkludiert. Was will man mehr! Die große Zeltwiese hatte ich ganz für mich alleine und es war toll endlich wieder unter freiem Himmel zu nächtigen.
Auf dem Parkplatz neben an waren noch weitere Camper mit ihren Vans vor Ort. Da es noch nicht allzu spät war, machte ich mich auf und besuchte die brasilianische Seite der Wasserfälle.
Für 1 $ war ich mit dem Bus in null Komma nichts am Eingang des Geländes. Ticketkauf und los ging die Tour! Die brasilianische Seite der Iguazu Falls ist wesentlich überschaubarer und man kann sie in 2-3 Stunden besichtigen. Von hier aus hat man eher einen Panoramablick auf die Wasserfälle, während man sich auf der argentinischen Seite unmittelbar darüber befindet. Beide Seiten sind aber fantastisch.
Der erste Anblick raubte mir den Atem. Ich hatte ja bereits so einige Wasserfälle auf meiner Tour gesehen, aber das hier sprengte nochmals sämtliche Dimensionen. Wahnsinn, wie breit die Wasserfälle waren und mit welcher Kraft sie zu Boden stürzten. Videos oder Fotos können den realen Anblick nur ansatzweise wiedergeben.
Federleicht schwebten Vögel über den Wasserfällen. Ich wanderte bis zum sogenannten Teufelsschlund. Beim Gang über einen Steg befindet man sich direkt über den Wasserfällen. Ein Regenponcho tut Not, denn innerhalb weniger Sekunden ist man komplett durchnässt.
Nach dem Besuch der brasilianischen Iguazu Fälle wanderte ich zu Fuß zurück zum Hostel. Ein netter zweistündiger Spaziergang. Außerdem passierte ich den Flughafen von Foz do Iguaçu und konnte hier noch meine verbliebenen Dollars in Reales umtauschen. Denn die Herberge lag ziemlich abgelegen und hier gab es nicht viele Möglichkeiten Bares aufzutreiben.
Zum Glück erreichte ich das Hostel noch vor Einbruch der Dunkelheit. Zurück in der Unterkunft nutzte ich die große Outdoorküche zur Zubereitung meines Abendessens. Dort saß ein australisches Camper-Pärchen, die auch schon lange in Südamerika unterwegs waren. Viele Orte meiner Reiseroute waren ihnen bestens bekannt und so waren wir bei ein paar Cervezas schnell im Gespräch. Nach einer heißen Dusche machte ich es in meinem Zelt gemütlich und außer einigen Tierlauten war es mucksmäuschenstill.
Im brasilianischen Winter, der konträr zum europäischen Sommer verläuft sind die Nächte teils recht frisch. Hinzu kam die hohe Luftfeuchtigkeit des Iguazu-Nationalparks. Nichtsdestotrotz schlief ich nach einem langen Tag, eingemurmelt in meine Decken, äußerst zufrieden ein.
Am nächsten Tag besuchte ich die argentinische Seite der Iguazu-Wasserfälle. Vom Hostel aus gab es organisierte Collectivos, die über die brasilianisch-argentinische Grenze bis zum Eingang des Nationalparks fahren, welcher auf der argentinischen Seite gelegen ist. Und natürlich nutzte ich diesen Service.
Am Morgen wurde ich von der Rezeptionsdame in meinem Zelt geweckt. Sie wies mich darauf hin, dass das Frühstück fertig sei und die Tour bald los ginge. Dies war äußerst nett von ihr, aber laut meiner Uhr hatte ich noch 2 Stunden Zeit. Somit legte ich mich nochmals für ein paar Minuten aufs Ohr und schlenderte anschließend gemütlich zum Frühstück.
Ich hatte gerade meinen ersten Schluck Kaffee angesetzt, da tauchte die Rezeptionsdame erneut auf und teilte mir in etwas hektischem Ton mit, dass das Taxi bereits 10 Minuten auf mich warten würde. Langsam aber sicher dämmerte es mir. Zwischen Campo Grande und Foz do Iguaçu hatte es erneut eine einstündige Zeitverschiebung gegeben. Dies war mir vollkommen entgangen.
Ok, schnell mein Frühstück „To go“ in eine Tüte verpackt und nichts wie los zum Taxi. Dort warteten bereits die beiden Schweizer Anita und Roger, die ebenfalls den Service der Herberge nutzten. Ich entschuldigte mich für die Verspätung, aber die Beiden sahen das Ganze nicht so eng. Gemeinsam mit unserem ziemlich coolen Fahrer ging es zur Grenze. Die Grenzformalitäten waren schnell erledigt und ich hatte nun auch einen argentinischen Stempel im Pass.
Gegen 10 Uhr morgens erreichten wir den Eingang des Nationalparks. Dort erhielten wir eine Übersichtskarte über die argentinische Seite des Parks. Diese war auch notwendig, denn das Gebiet war wirklich riesig. Ich zog gemeinsam mit Anita und Roger los und wir einigten uns auf eine Route. Das gesamte Parkgebiet ist sehr schön und überall sieht man kleinere und größere Wasserfälle.
Nach einer Weile sah ich Anita und Roger nicht mehr und wir hatten es irgendwie geschafft uns in dem großen Gelände aus den Augen zu verlieren. Also zog ich alleine weiter. Ich suchte mir einen weniger touristischen Pfad heraus, an dessen Ende sich ebenfalls ein kleinerer Wasserfall befinden sollte.
Ungefähr 2 Stunden dauerte der Gang durch den Regenwald bis zum kleinen Wasserfall. Diese Wanderung lohnte sich jedoch, denn unterwegs bekam ich viele Vögel, Schmetterlinge, Affen und kleine Echsen zu Gesicht. Der Wasserfall lag ein wenig versteckt im Wald und das Becken am Fuß des Wasserfalls konnte man zum Baden nutzen.
Anschließend ging es wieder touristischer weiter zum Teufelsschlund auf argentinischen Seite der Fälle. Der Teufelsschlund ist der größte von insgesamt 275 Wasserfällen, die gemeinsam die Iguazu-Fälle bilden. Er liegt genau auf der Grenze zwischen Brasilien und Argentinien.
Um hierher zu kommen nimmt man einen kleinen Zug durch den Park und schlendert dann noch einige Meter weiter. Dann befindet man sich exakt über den spektakulären und riesigen Wasserfällen, die von 80 Metern Höhe zu Boden stürzen.
Der Teufelsschlund auf der argentinischen Seite war für mich persönlich noch beeindruckender als der brasilianische Schlund. Auch hier sollte man einen Regenponcho mit an Bord haben. Feuchtigkeit und Wasserdampf vermischen sich und man hat das Gefühl mitten in einer Dampfturbine zu stecken.
Das komplementäre Element der Sonne führt dazu, dass ständig neue Regenbogen aus dem Wasser empor wachsen. Das Ganze ist ein riesiges Naturschauspiel. Das erste Mal in meinem Leben sah ich einen Regenbogen nicht nur am Himmel, sondern unmittelbar aus dem Wasser selber emporsteigen. Einfach crazy!
Ich konnte mich kaum satt sehen von diesem Anblick, doch irgendwann musste ich mich losreißen, denn wir hatten mit unserem Fahrer einen Treffpunkt für die Rückfahrt zur Jugendherberge ausgemacht. Am Parkeingang sah ich auch Anita und Roger wieder. Wir schmunzelten und wussten beide nicht genau, wie wir uns aus den Augen verloren hatten.
Zurück in der Herberge war ich ziemlich geschafft von den vielen zurückgelegten Tageskilometern. Nur noch duschen, Abendessen und nach einem Feierabendbierchen schlief ich todmüde ein. Am nächsten Morgen checkte ich nach dem Frühstück aus und es sollte mich ein Busmarathon erwarten. Mehr hierzu gibt's in der nächsten Folge!