Arequipa und das Tal der Kondore

Bereits um 5 Uhr morgens verließ ich mein Hostel in Puno und nahm ein Taxi zum Terminal Terestre. Bei meinem Halt in Puno hatte ich von einem Reisepärchen den Tipp erhalten, dass um 6 Uhr morgens ein Bus nach Chivay fährt. Chivay ist eine Kleinstadt in der Nähe des Colca Canyon, die aufgrund dessen viele Touristen anzieht.

Mir tut es in der Seele weh, aber aufgrund einer defekten Simkarte kann ich Euch in diesem Beitrag kaum Fotos von Chivay und dem Colca Canyon präsentieren. Dies schmerzt um so mehr, da es eine wirklich großartige Tour war. Zu meinem Glück konnte ich früh morgens am Terminal in Puno ein Ticket erwerben. Nur wenig später saß ich bereits gemeinsam mit zwei Französinnen im Bus. Wir hatten den Bus komplett für uns alleine, denn die meisten Touristen nehmen die bekanntere Route über Arequipa nach Chivay. Na ja, es gibt schlimmeres im Leben 🙂

Die Fahrt war einmal mehr traumhaft. Die beiden Mädels aus Frankreich hatten eine Tour mit einem Guide gebucht. Ich profitierte hiervon gewissermaßen als Trittbrettfahrer 😉

Auf der Fahrt machten wir einige Stopps. Den ersten Halt gab es an der Laguna Lagunillas, die auf 4440 Metern Höhe gelegen ist. Es handelt sich um einen riesigen See, der im Vergleich zum Titicacasee allerdings deutlich untouristischer  ist. Der See tauchte plötzlich wie aus dem Nichts auf und schimmerte im Angesicht der Sonne in einem wunderschönen Blau. Was für ein Anblick! Hier sahen wir auch allerlei rosafarbene Flamengos.

Laguna Lagunillas Peru

Laguna Lagunillas

Weiter ging es durch das Land der Vulkane, wovon die Vulkane Misti und Chachani die bekanntesten sind. Auf einem Rastplatz auf ca. 5000 Metern Höhe legten wir den nächsten Stopp ein. Von diesem Aussichtspunkt hatte man einen super Ausblick auf das peruanische Altiplano. Rundherum sah es aus wie auf einem Voodoofriedhof. Die Einheimischen hatten überall kleine Türmchen aus runden Steinen aufgestellt. Das soll wohl Glück bringen.

Wir fahren weiter zum kleinen Dorf Chivay, das auf 3651 Metern gelegen ist. Hier war erst einmal Endstation und ich musste umsteigen. Zudem konnte ich das obligatorische Boleto Touristico für 70 Soles erwerben. Es handelt sich hierbei quasi um ein Eintrittsticket für den Besuch des Colca Canyon. In Chivay verabschiedete ich mich auch von den französischen Mädels, für die es auf anderen Wegen weiter ging.

Es verging eine ganze Weile bis ein Anschlussbus zum kleinen Dorf „Cabanaconde“ eintraf. Die abenteuerliche Fahrt durchs Hochland der Anden dauerte weitere 2 Stunden. Der Bus, welcher milde ausgedrückt seine besten Tage schon längst hinter sich hatte, war komplett überfüllt und so musste ich während der kompletten Fahrt stehen. Auf dem Weg ins Tal sah man überall kleine Terassen in der Landschaft, auf denen die lokalen Bauern Gemüse und Kartoffeln anpflanzten. Abseits der Straße ging es steil die Berghänge herab, wobei zwischen Reifen und Abhang häufig gerade mal eine Hand dazwischen passte. Ich hatte schon enspanntere Tage erlebt. Mit einem Stoßgebet zum Himmel hoffte ich darauf heil in Cabanaconde anzukommen.

Ich wurde erhört und checkte in Cabanaconde schließlich im Hotel „Pachamama“ ein. Ein sehr gemütliches Plätzchen, wobei die Auswahl im kleinen Cabanaconde auch recht beschränkt war. Gemeinsam mit zwei österreichischen Mädels ging ich zum Abendessen. Für mich war es das beste Essen seit langem. Es gab Nudeln mit Blumenkohl, Brokoli und Möhren. Einfach extrem lecker! Wir saßen noch eine Weile zusammen und fielen dann müde ins Bett.

Tour ins Colcatal und zum Cruz del Condor

Am nächsten Morgen stand ich bereits um 6 Uhr auf, denn eine Stunde später startete schon der Bus zum „Cruz del Condor“. Der Bus war mal wieder brechend voll aber das war mir an diesem Morgen ziemlich egal, denn ich war voller Vorfreude auf das heutige Abenteuer. Vom Aussichtspunkt „Cruz del Condor“ kann man Andenkondore in freier Wildbahn bestaunen. Am Mirador angekommen hieß es aber zunächst die Zeit totschlagen und Abwarten, bis die majestätischen Gleiter auftauchen.

Cruz del Condor Peru

Ausblick auf den Colca Canyon am Cruz del Condor

Die Kondore ließen sich Zeit, doch dann war es auf einmal so weit. Wie auf Knopfdruck sah man überall Andenkondore durch die Lüfte schweben, ganz als ob sie für uns posen wollten. Es war ein unbeschreibliches Gefühl den größten Vogel der Erde mit gelassener Leichtigkeit über die Schlucht des Canyons schweben zu sehen.

Teilweise flogen die Kondore nur wenige Meter über unsere Köpfe hinweg. Kondore sind aufgrund der riesigen Flügelspannweite wahre Meister im Ausnutzen der Thermik und können Entfernungen von mehreren hundert Kilometern problemlos überbrücken.

Cruz del Condor

Der majestätische Andenkondor

Nach einer guten Stunde hatten die Könige der Anden aber dann genug von uns und sie waren ebenso schnell verschwunden wie sie aufgetaucht waren.

Zürück nach Cabanaconde nahm ich ein Colectivo, um von hier aus eine Wanderung nach Sangalle zu unternehmen und das Colcatal zu besuchen. Der Abstieg ins Tal des Colca Canyon und zum gleichnamigen Rio Colca, der sich mit voller Kraft durchs Tal gebohrt hat, war sehr steil und dauerte ca. 2 Stunden. Als Belohnung für den anstrengenden Weg tauchte in Sangalle eine Oase mit Pool und Wasserfall auf. Die perfekte Gelegenheit zum Übernachten und um mich von den Strapazen zu erholen.

Ich verbrachte den Rest des Tages mit relaxen und genoss die Zeit am Pool mit leckeren Cocktails. Am nächsten Morgen wanderte ich wieder zurück nach Cabanaconde. Es ging 3 Stunden wieder steil bergauf und mir flossen so etliche Schweißperlen über die Stirn. Zum Glück hatte ich ein paar Cocablätter mit dabei, die mir den Aufstieg erleichtern sollten. Während meiner Wanderung hielt ich immer wieder inne, um die grandiose Aussicht auf das Colcatal zu genießen.

Mit 3191 Metern ist der Colca Canyon der zweit tiefste Canyon weltweit und somit fast doppelt so tief wie der Grand Canyon. Nur der Cotahuasi Canyon einen Steinwurf entfernt ist noch ein wenig tiefer.

Als ich wieder in Cabanaconde ankam war auf dem Dorfplatz gerade eine große Fiesta im Gange. Von den Locals erfuhr ich, dass ganz Peru am 7. Juni den Día de la Bandera (Tag der Fahne) feiert. Es handelt sich um den Jahrestag der Schlacht von Arica. Zwar ging die Stadt Arica einst an den Nachbar Chile verloren. Die Peruaner feiern aber dennoch, dass ihre Flagge einst heldenhaft verteidigt wurde. Auf dem Plaza in Cacanaconde traten Kindergruppen in traditionellen Kostümen auf. Der Umzug wurde von Blaskapellen begleitet.

Weiterreise nach Arequipa

Nachdem sich die Feierlichkeiten in Cabanaconde langsam aufzulösen begannen suchte ich mir einem Bus nach Arequipa. Nach einer 7-stündigen Fahrt kam ich am Abend am Busterminal in Arequipa an. Mit einigen anderen Reisenden teilte ich mir ein Taxi ins Zentrum der Stadt. Dort checkte ich im Hostel „Home Sweet Home“ ein. Ein nettes und günstiges Hostel unweit vom Plaza de Armas entfernt.

Mit einem schönen Ausblick auf die Stadt kann man sich auf der Dachterrasse mit einem leckeren Frühstück verwöhnen lassen. Arequipa ist mit 1,5 Millionen Einwohnern die zweitgrößte Stadt in Peru. Aufgrund der vielen weißen Kolonialgebäude und Kirchen bezeichnet man Arequipa auch als die weiße Stadt. Die Menschen sind hier sehr entspannt und es herrscht ein kosmopolitisches Flair.

Die Stadt gefiel mir auf Anhieb sehr gut und ich beschloss daher einige Zeit hier zu verbringen. Der perfekte Ort um meine rudimentären Spanisch-Kenntnisse etwas aufzuwerten.

Bei der Rocio Spanish School buchte ich mir einen einwöchigen Kurs mit 3 Unterrichtsstunden pro Tag. Leider war der Kurs nicht das was ich mir versprochen hatte. Mein Spanischlehrer Raul war zwar nett. Er konnte aber nur wenig Englisch sprechen, was mir zuvor eigentlich zugesichert wurde. Dies machte die Konversation teils schwierig. Ich entschied mich die Unterrichtswoche mit Raul durchzuziehen. Beim nächsten Mal würde ich jedoch früher intervenieren und eine andere Spanisch-Schule auswählen. Aber Schwamm drüber.

Rocio Spanish School Arequipa

Gemeinsam mit Spanisch-Lehrer Raul

Abseits meines Spanisch-Kurses nutzte ich die Zeit um Arequipa und dessen Kultur besser kennen zu lernen. Ich nahm an einer Stadtführung teil, die hier von Studenten angeboten wird. Die Führung war wirklich interessant und ich erfuhr eine Menge über Arequipas Historie und das hiesige Leben. Wir besuchten die große Kathedrale am Plaza de Armas. Das mächtige Gebäude ist äußerst imposant und allein hierfür lohnt sich bereits ein Stadtbesuch.

Kathedrale am Plaza de Armas in Arequipa

Große Kathedrale am Plaza de Armas in Arequipa

Tolle Abendstimmung am Plaza de Armas in Arequipa

Kathedrale am Plaza de Armas in Arequipa

Blumenpracht in Arequipa

Im Inneren der Kirche machte unsere studentische Führerin auf ein Gemälde zum letzten Abendmahl aufmerksam. Hierauf war zu erkennen, dass Jesus den letzten Abend vor seiner Kreuzigung mit den Aposteln nicht wie üblich mit Brot und Wein begeht. Stattdessen wird die peruanische Spezialität „Cuy“ (Meerschwein) auf dem Tablett serviert 🙂 Am Ende der Besichtigungstour gab es noch einen Pisco Sour und jeder spendete der Studentin ein paar Soles für die gelungene Führung.

Anschließend besuchte ich das ehemalige Nonnen-Kloster Santa Catalina, dessen Besuch ich nur jedem empfehlen kann. Der riesige Komplex wird heute vor allem für touristische Zwecke genutzt und es werden hier mehrsprachige Führungen angeboten. Einen Besuch des Kosters kann ich vor allem in den Abendstunden empfehlen, denn bei Kerzenschein liegt eine besonders mystische Stimmung über dem Ort.

Kloster Santa Catalina

Das Kloster Santa Catalina

Kloster Santa Catalina

Innenanlage im Kloster Santa Catalina

Wer sich die Beine ein wenig vertreten möchte kann einen Spaziergang zum Viertel „Yanahuara“ machen. Vor der Kirche San Juan Bautista gibt es hier einen netten Plaza mit einer tollen Aussicht auf die Stadt und den Vulkan Misti. Außerdem gibt es in der Nähe einige Picanterias. Hierbei handelt es sich um peruanische Restaurants, in denen in gemütlicher Atmosphäre landestypische Speisen serviert werden.

Arequipa Peru

Schöne Aussicht vom Mirador auf's Zentrum Arequipas

Kirche San Juan Bautista

Vulkan Misti Arequipa

Ausblick auf den Vulkan Misti

Ach, und wenn wir schon beim Essen sind, sollte man bei einem Arequipa-Besuch auf jeden Fall auch ein Queso Helado probieren. Die Eiscreme hat meiner Meinung nach zwar eher wenig mit Käse am Hut, aber sie ist dennoch eine süße Leckerei.

Arequipa

Ein Queso Helado sollte man in Arequipa auf jeden Fall testen

Für Schokoladenfreaks wie mich gibt es in der Calle Santa Catalina einige gemütliche Cafés. Hier wird Kuchen aus organischer Schokolade mit leckerem Kaffees serviert. Auf den Dachbalkonen kann man die Seele baumeln lassen und tolle Sonnenuntergänge über der Stadt genießen.

Arequipa Chocolate

Organischer Schokoladenkuchen mit leckerem Kaffee

Arequipa

Ausblick vom Café-Balkon auf die Vulkanlandschaft

Zu guter Letzt und vor allem für die Fans von Fruchtsäften bietet sich noch ein Ausflug zum Mercado San Camilo an. Auf dem großen Markt gibt es neben Fruchtshakes reichlich Obst und jede Menge anderer lokaler Spezialitäten zu kaufen. Bei einem empfindlichen Magen sollte man es aber nicht übertreiben.

Abschließend kann ich jedem absolut empfehlen einmal Arequipa zu besuchen. Die Stadt im Andenhochland hat kulturell viel zu bieten und kommt mit einer entspannten Atmosphäre daher. Auch das Umland mit seiner eindrucksvollen Vulkanlandschaft ist sehr reizvoll. Zudem lässt sich der Besuch von Arequipa perfekt mit einer Tour zum atemberaubenden Colca Canyon verbinden.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert