Da ich Uyuni als Endstation meiner Salar de Uyuni – Tour nicht als sonderlich gehaltvoll empfand, zog es mich auf direktem Wege weiter in die bolivianische Arbeiterstadt Potosi. Die Busfahrt von Uyuni nach Potosi ging durch die bolivianische Hochebene und die Landschaft erinnerte mich stark an die Berglandschaften in Peru.
Potosi liegt auf 4000 Metern Höhe und man sollte sich dementsprechend warm anziehen. Die Stadt ist vor allem für ihre Silberminen bekannt. Die Minen stehen Touristen für einen Besuch offen. Allerdings ist zu bedenken, dass es sich hierbei nicht um einen Museumsbesuch handelt. Vielmehr wird in den Minen normal gearbeitet. Die Minenarbeiter verdienen für die hiesigen Verhältnisse gutes Geld, allerdings sind deren Arbeitsbedingungen erschreckend und sie werden nur selten sehr alt.
Aufgrund meiner stattlichen Größe von 1,90 Meter sowie meiner klaustrophobischen Neigung entschied ich mich gegen einen Minenbesuch. Stattdessen besuchte ich das Stadtzentrum, dass für eine Arbeiterstadt ganz nett daher kam.
Dennoch blieb mir die kleine Stadt im Süden Boliviens nicht in besonders guter Erinnerung. Nach meinem Altstadtbesuch verwechselte ein Straßenhund meinen Oberschenkel mit seinem Mittagessen. Zum Glück erwischte der Street-Dog meinen Oberschenkel nicht voll und ich kam mit einem Schrecken und einer Schürfwunde glimpflich davon.
Straßenhunde sind in Südamerika generell ein großes Problem und man findet sie überall und zahlreich. In Bolivien tritt zudem das Phänomen der Rudelbildung auf und die Tiere sind nicht selten aggressiv. Im Vergleich zu den bisher besuchten Ländern war dies für mich nochmals eine neue Dimension. Ist man als Tourist in Ländern wie Bolivien unterwegs sollte man also bei Hunde-Rudeln besser die Augen aufhalten.
Am nächsten Tag fuhr ich weiter in die Landeshauptstadt Sucre. Die Kleinstadt konnte seinen Status als Hauptstadt gegenüber dem sehr viel größeren La Paz behaupten, das lediglich den Regierungssitz inne hat. Sucre liegt auf 2700 Metern Höhe und es herrscht hier ein sehr angenehmes Klima. Ähnlich wie in Arequipa gibt es in Sucre viele weiße Gebäude und Kirchen. Die Universitätsstadt kommt sehr mondän daher und gefiel mir auf Anhieb sehr gut.
Mit „Marias Lugar“ wählte ich eine kleine Unterkunft ca. 10 Gehminuten vom Zentrum entfernt. Über die App „ioverlander“ hatte Maria super gute Bewertungen erhalten. Leider konnte ich Maria nicht persönlich kennenlernen, denn sie war für einige Tage nach Santa Cruz gereist. Nichtsdestotrotz war die kleine Pension nahezu perfekt. Es gab nicht viele Zimmer und ich war während meines gesamten Aufenthalts der einzige Gast vor Ort. Ein Privatzimmer mit Bad und heißer Dusche sowie eine große Küche zum Kochen rundeten das Bild ab. Und das für schlappe 30 Bolivianos (ca. 4 $) pro Nacht. Great!
In Sucre sollte ich auch die beiden Jungs Sam und Silvan wieder treffen, mit denen ich bereits in San Pedro de Atacama eine schöne Zeit verbracht hatte. Das Wiedersehen von guten Reisebekanntschaften ist immer etwas spezielles. Gerade mit Sam und Silvan verstand ich mich super gut und wir verbrachten erneute viel Zeit zusammen.
An einem Tag besuchten wir einen Mirador unweit von Stadtzentrum entfernt, der am Plaza de la Recoleta gelegen war. Von hier aus hat man einen Panoramablick über die in einer Senke liegenden Hauptstadt. Anschließend ließen wir uns treiben und schlenderten einmal durchs komplette Stadtzentrum.
Das Zentrum Sucres beherbergt einige nette Cafés und Restaurants und eine große Markthalle, in der man lokales Essen und leckere Fruchtsäfte für günstiges Geld erwerben kann. Straßenverkäuferinnen bieten zudem ihre Waren „To-go“ an.
Am 21. Juni gab es in der Stadt eine große Fiesta mit viel Livemusik. Die Bolivianer feiern an diesem Tag die Wintersonnenwende, da die Tage von nun an wieder länger werden.
Am nächsten Abend ließen wir es uns im Hostel mit Cervezas und leckeren Cocktails gut gehen. Sam und Silvan waren im Hostel „Berlin“ abgestiegen, das nur einen Steinwurf vom Plaza de Mayo entfernt liegt. Der Inhaber des Hostels „Klaus“ stammt aus Karlsruhe. Ein sehr angenehmer und entspannter Typ, der während seiner Südamerikareise eine Bolivianerin kennenlernte und seither hier hängen geblieben ist.
Beim riesigen Hostel handelt es sich um eine Backpacker-Hochburg, in der Rucksackreisende aus aller Welt ein- und auschecken. Klaus hat das ganze schon gut aufgezogen und das Essen sowie Getränke und Service sind hervorragend. Ich war dennoch froh in meiner kleinen gemütlichen Pension abseits des Trubels gelandet zu sein, denn aufgrund der vielen Backpacker war es im Hostel „Berlin“ auch sehr laut und man hat nur wenig Ruhe. Eine Frage des Anspruchs eben.
Ich verbrachte eine komplette Woche in Sucre und es wurde mir auch nicht langweilig. Ich nutzte die Zeit auch, um dem Untermieter meiner kölner Wohnung einen neuen Internet-Router zu organisieren, denn das alte Gerät hatte den Geist aufgegeben. Solche organisatorischen Dinge gehören natürlich nicht gerade zu den Lieblingsbeschäftigungen auf Reisen. Aber in Sucre gab's mal wieder gutes Internet und Wifi, so dass ich die Gelegenheit hierfür nutzte.
Sucre war gleichzeitig meine letzte Station in Bolivien. Über Santa Cruz de la Sierra hangelte ich mich weiter ins Pantanal nach Brasilien. Auf das riesige Land des Sambas und der Lebensfreude war ich sehr gespannt. Gleichzeitig endete damit meine fast sechsmonatige Reise durch die Anden Südamerikas. Die Zeit war einfach großartig und extrem spannend. Aber nun freute ich mich auf ein neues Abenteuer im Schmelztiegel von Brasilien!!