Adiós Quito
Nach zwei weiteren Tagen in Quito war es nun an der Zeit die Hauptstadt Ecuadors zu verlassen. Von Quito aus fuhr ich weiter in Richtung Süden nach Alausi.
Ich folgte der Panamericana Sur über Latacunga, Ambato und Riobamba. Mit den Vulkanen Cotapaxi und Chimborazo passierte ich die beiden höchsten Gipfel des Landes. Ich war glücklich nach meiner kleinen Auszeit wieder auf dem Motorrad zu sitzen. Es gibt kaum etwas schöneres, als mit dem Bike durch solch eine wundervolle Natur zu fahren. Immer wieder war ich verblüfft von der Schönheit der Landschaften Ecuadors.
Während der Fahrt hielt ich immer mal wieder an, um ein paar Fotos zu schießen. Und wie so oft war ich recht schnell von Einheimischen umzingelt, die wissen wollten woher ich komme und wohin ich fahre. Als Gringo, der auf dem Motorrad durch Südamerika reist ist man für die Locals hier immer noch eine Art Alien.
Das schöne ist, dass man hierdurch sehr schnell in Kontakt zu Einheimischen kommt und sofort ein Gesprächsthema hat. Ich liebe diese kleinen speziellen Momente und sie sind für mich immer etwas Besonderes.
Wettertechnisch war an diesem Tag auch wieder alles am Start. Ich fuhr bei Sonnenschein in Quito früh morgens los. Dem folgten Regen, Hagel, Windböen und Kälte. Als ich in Alausi ankam war ich komplett durchnässt und fröstelte. Immerhin war ich ständig zwischen 2500 und 3500 Metern Höhe unterwegs gewesen.
Zum Glück hatte ich mir zuvor bereits ein Hostel rausgesucht. Ich übernachtete im Hostel Pircapamba etwas außerhalb. Das Hostel lag in wunderbarer Natur und man hatte von hier aus einen schönen Blick auf das kleine Dorf. Außerdem gab es zum Abschluss des Tages eine heiße Dusche, die ich sichtlich genoss!!
Mit dem Zug zur Teufelsnase
Nach einer angenehmen Nacht im Hotel Pircapamba ging es schon früh morgens raus aus den Federn. Denn ich hatte für diesen Tag eine Zugfahrt durch die Anden zur sogenannten Teufelsnase geplant. Zudem musste ich mir noch ein Ticket besorgen.
Ich hatte komplett vergessen einen Wecker zu stellen und verschlief an diesem Morgen. Zum Glück wurde ich vom Hostelbesitzer zum Frühstück geweckt. Anschließend machte ich mich entlang der Schienen auf zum Bahnhof ins Dorfzentrum.
Ich schaffte es noch rechtzeitig zum Bahnhof und konnte mir eines der begehrten Tickets sichern. Bei meiner Ankunft waren schon eine Reihe weiterer Touristen vor Ort, die die Zugfahrt ebenfalls machen wollten.
Gegen 8:30 Uhr ging es dann los. Es ruckelte zweimal kräftig und anschließend bewegte sich der anachronistische Zug begleitet vom zweimaligen Hupen in Richtung Anden.
Die Zugstrecke zur Teufelsnase (in Spanisch „Nariz del Diablo“) gilt als eine der gefährlichsten Zugstrecken der Welt. Auf der Strecke zwischen Alausi und Sibambe meistert der Zug eine Steigung von sagenhaften 6 Prozent und überbrückt ca. 500 Höhenmeter. Um dies zu ermöglichen wurden die Schienen teilweise übereinander gelegt. Seinen Namen „Teufelsnase“ verdankt die Strecke dem gleichnamigen Berg, der wie ein Nasenrücken anmutet.
Beim Streckenbau rund um die Nariz del Diablo starben reihenweise Jamaikaner, die speziell hierfür angeheuert wurden. Diesen Leuten sei dank können die Touristen heute einem unvergesslichen Abenteuer frönen und eine ganz außergewöhnliche Zugfahrt genießen.
Die Strecke führt durch einen Canyon, durch den sich der ziemlich reißende Rio Chanchán schlängelt. Auf der einen Seite des Zuges geht es an den schroffen Felsen des Canyons vorbei, während es auf der anderen Seite der Waggons mehrere hundert Meter die Schlucht hinunter geht. Also nichts für schwache Nerven!
Dafür wird man aber mit sagenhaften Aussichten und einem kostenlosem Adrenalinkick belohnt. In Sibambe angekommen stoppt der Zug für 45 Minuten und man hat Zeit einen Kaffee zu trinken und sich die Beine zu vertreten. Außerdem wird man von den Locals von traditionellen Tanzeinlagen und so allerlei sonstigem Zeugs belustigt. Dieser Abschnitt war zugegebener Maßen reichlich touristisch angehaucht, gehört aber zu solch einer Fahrt wohl auch dazu.