Nach der Ausreise aus Bolivien über die Grenze Quijarro – Corumba war das Pantanal meine erste Station in Brasilien. Zunächst einmal suchte ich in Corumba den Tour-Veranstalter „Indiana-Tours“ auf. Dieses Unterfangen stellte sich jedoch als gar nicht so einfach heraus, denn in Brasilien spricht man portugiesisch und meine übliche Durchfragestrategie wurde auf eine harte Probe gestellt. Aber irgendwie funktioniert es ja immer und ich sollte den Reiseveranstalter irgendwann erreichen.
Von dem Inhaber des Reiseveranstalters hatte ich einige unschöne Berichte im Internet gelesen. Aber in Corumba gab es ziemlich genau zwei Veranstalter, die Reisen ins Pantanal organisieren, so dass meine Auswahl überschaubar war. Aufgrund meiner Recherche war ich bereits vorbereitet und wusste im Groben was mich erwarten würde.
Während des Gesprächs mit Daniel, dem Inhaber des Reiseveranstalter, merkte ich recht schnell, dass er versuchte das für ihn maximal mögliche rauszuholen. Daniel war ein Geschäftsmann, mit dem man aber auch verhandeln konnte. Im Vergleich zur ursprünglichen Offerte konnte ich die Tour sogar um einiges günstiger bekommen. Ich buchte schließlich eine 3-Tagestour ins Pantanal bei Indiana-Tours und ich war überaus gespannt, was mich bei der Tour erwarten würde.
Am frühen Nachmittag gings los. Zunächst fuhren wir mit einem Collectivo zu einer Sammelstelle. Dort hieß es umsteigen und ich landete auf dem Ladebereich eines Pritschenwagens. Mit Katrin und Trixi stiegen zwei Mädels aus Berlin hinzu.
Die beiden Berlinerinnen hatten die Tour bei einem anderen Veranstalter gebucht. Wie bereits oft erlebt war es dasselbe Spielchen. Verschiedene Leute buchen Touren bei unterschiedlichen Veranstaltern zu anderen Preisen. Letztlich erhalten aber alle vergleichbare Leistungen. Im Fachjargon nennt man sowas Preisdifferenzierung 🙂
Zu Dritt fuhren wir über eine Buckelpiste ins Sumpfgebiet hinein. Die Fahrt war ziemlich cool und ich war fasziniert von der tollen Landschaft und den Unmengen an Tieren, die wir hier bereits zu Gesicht bekamen.
Auf halber Stecke stellte der alte Ford seinen Dienst ein und es ging nicht mehr voran. Der Manager unserer Unterkunft legte nun selbst Hand an und machten den alten Karren wieder fahrtüchtig. In der Wildnis muss man schließlich multitaskingfähig sein. Nach dem Anschieben in zweiten Gang ging die Fahrt weiter zu unserer Ranch „Arara Azul“, die mitten im Nirgendwo gelegen war.
Wir wurden unserem Guide Gilberto vorgestellt und erhielten unsere Zimmer. Zu meiner Überraschung hatte ich ein Einzelzimmer und es gab sogar eine Klimaanlage und eine Dusche. Für Outbreakverhältnisse ein ziemlicher Luxus und nicht so ganz Survival 🙂
Gilberto führte uns übers Gelände. An einem kleinen See vor der Ranch lagen Kaimane am Ufer. Mit ein paar Stückchen Fleisch gab es eine Raubtierfütterung. Währenddessen durften wir die Reptilien von hinten streicheln. Kaimane gibt es im Pantanal ohne Ende und man muss sich nicht sonderlich anstrengen um sie zu sichten.
Vor dem Abendessen, das per Glocke eingeleutet wurde, hatten wir noch Zeit zum relaxen. Die Farm hatte einige nette Chillout-Bereiche mit Hängematten.
Später am Abend gingen wir mit unserem Guide dann auf eine Nachtwanderung. Wir bekamen Vögel, Kaimane, Schlangen und handgroße Tarantula-Spinnen zu Gesicht.
Nach der Wanderung saßen wir noch mit einigen anderen Ranch-Besuchern am Lagerfeuer. Die Stille in dieser wunderbaren Naturlandschaft war großartig und wurde nur durch die Geräuschkulisse der tierischen Pantanal-Bewohner durchbrochen.
Am nächsten Morgen ging es wieder früh raus und es stand erneut eine Wanderung auf dem Programm, welche sich über den kompletten Tag hinziehen sollte. Mit Kathi aus der Nähe von Ulm war noch ein weiteres deutsches Mädel mit am Start. Gilberto führte uns gekonnt rund um das Feuchtgebiet im südlichen Pantanal.
Das Pantanal ist ein riesiges Naturschutzgebiet und es umfasst rund die Fläche Spaniens. Im Jahr 2001 erhielt es den Unesco-Status des Weltkulturerbes. Im Unterschied zur anderen großen Naturregion Brasiliens, dem Amazonas, handelt es sich beim Pantanal um ein Sumpfgebiet, dessen Fläche in der Regenzeit um bis zu zweidrittel unter Wasser steht. In der Trockenzeit zieht sich das Wasser in viele kleine Wasserstellen zurück. In dieser Zeit hat man größere Möglichkeiten Tiere zu beobachten, die sich rund um die Wasserstellen versammeln.
Auch an diesem Tag konnten wir wieder viele Tierarten sichten. Wasserschweine, Kaimane, Brüllaffen, Gürteltiere, Nasen- und Ameisenbären sind nur einige hiervor. Aber das Pantanal ist vor allem ein Paradies für viele Vogelarten, wie zum Beispiel Aras, Störche oder Geier. Im Pantanal sind mehr Vogelarten heimisch, als in ganz Europa zusammen.
Gürteltier und Nasenbär
Den gesamten Vormittag stampften wir barfuß durch die mit knie- und hüfthohem Wasser bedeckten Ebenen. Da wir beim zwischenzeitlichen Piranha-Angeln nur begrenzten Erfolg hatten, gab es zum Mittagessen auf dem offenen Feuer gegrilltes Hühnchen mit Reis und Salat. Anschließend ging es weiter durch die unglaubliche Wasserlandschaft. Für mich ging hiermit ein kleiner Traum in Erfüllung, da ich das Pantanal bisher nur aus Fernseh-Dokos kannte.
Ein wenig erschöpft aber gleichzeitig glücklich erreichten wir am späten Nachmittag wieder das Farmgelände. Den Rest des Tages nutzten wir zum Entspannen in den Hängematten. Den Abend ließen wir erneut mit Cervezas und Rum vor dem Lagerfeuer ausklingen. Für den nächsten und gleichzeitig letzten Tag stand eine Bootstour auf dem Programm. Mit dem Motorboot fuhren wir auf einem kleinen Flussarm entlang und konnten hierbei wieder zahlreiche Vögel bestaunen.
Zwischenzeitlich legten wir einen Stopp ein und versuchten uns erneut beim Piranhafischen. Diesmal hatten wir mehr Erfolg. Die Guides zogen einen Fisch nach dem anderen aus dem Wasser. Sie waren selbst ein wenig überrascht wie leicht die Fische an diesem Tag am Köder landeten. Auch die Mädels hatten ihren Angelerfolg. Nur bei mir wollte keiner der Fische mit den kräftigen Kiefern anbeißen. Doch Geduld zahlt sich beim Angeln bekanntlich aus und irgendwann zappelte auch bei mir ein Piranha an der Leine.
Mit diesem Erfolgserlebnis und den vielen Fischen im Gepäck fuhren wir wieder zurück zur Ranch. Zum Mittagessen gab's natürlich frischen Fisch. Mein Kurztripp ins Pantanal neigte sich damit auch schon zu Ende. Nach einer herzlichen Verabschiedung von unserem Guide Gilberto und Kathi, die noch einen weiteren Tag auf der Farm verbringen wollte, saßen wir auch schon wieder auf den Blanken des alten Ford und fuhren zurück zur Hauptstraße. Diesmal schafften wir es aber ganz ohne Panne 🙂
Für mich ging die Fahrt weiter nach Campo Grande, dass ich am späten Abend erreichen sollte. Eigentlich wollte ich gleich weiter nach Foz do Iguaçu, doch an diesem Tag gab es keine Busverbindung mehr. Am Bus-Terminal in Campo Grande sah ich plötzlich die beiden Berliner Mädels Katrin und Trixi wieder. Sie wollten weiter nach Rio de Janeiro und standen vor der gleichen Problematik wie ich. Gemeinsam suchten wir uns ein Hostel und quatschten beim Essen noch über unsere Pantanal-Erlebnisse. Am nächsten Tag erwischte ich dann endlich meine Busverbindung nach Foz do Iguaçu.
Fazit meiner Pantanal - Tour
Das Pantanal ist ein riesiges Naturschutzgebiet im südlichen Brasilien mit einer fantastischen Artenvielfalt. Es war unglaublich, wie viele Tiere ich bei meinem kurzen Besuch zu Gesicht bekam. Für Naturliebhaber ist das Pantanal wohl das Nun Plus Ultra.
Trotz des zunehmenden Tourismus sollte man das Pantanal auf jedem Fall auf der Bucket-List haben, denn die Erlebnisse werden unvergesslich sein. Ich habe auf meiner Reise sowohl das Pantanal, als auch das Amazonas-Gebiet besucht. Beide Gebiete sind auf ihre Weise einzigartig auf der Welt. Im Pantanal hat man große Ebenen, was sich für die Tierbeobachtung im Vergleich zum Dschungelgebiet des Amazonas-Regenwalds als einfacher erweist.
Mit meinem Touranbieter „Indiana Tours“ war ich insgesamt zufrieden und das Preis-Leistungs-Verhältnis passte. Vor allem die Locals vor Ort auf der Ranch und unser Guide Gilberto haben sich ins Zeug gelegt, um uns einen tollen Aufenthalt zu bescheren. Leider habe ich bei meiner Tour keinen Jaguar sichten können. Aber hierfür benötigt man eben auch etwas Glück oder man muss eine separate Tour buchen. Aber zum Glück hatte ich ja bereits im Amazonas-Gebiet einen Jaguar erblicken können.