Die Tour zur Teufelsnase in Alausi war schon am späten Vormittag beendet, so dass ich mich dazu entschloss noch weiter zu düsen. Von Alausi fuhr ich weiter nach Cuenca, der alten Hauptstadt Ecuadors.
Zunächst ging es in die Stadt Cañar. Die Panamericana ist zwischen Alausi und Cañar sehr kurvenreich und ich benötigte dementsprechend viel Zeit. Zudem hatten die Wetterkapriolen der letzten Tage ihre Spuren hinterlassen und aufgrund der Erosion musste ich immer wieder auf die Folgen der Steinschläge achten.
Auch die zahlreichen Schlaglöscher sind immer wieder ein Problem. Zwar hat die Regierung in Ecuador in den letzten Jahren einiges in den Straßenbau investiert und die Strecken sind in besserem Zustand im Vergleich zu den Nachbarländern. Aber wenn man mit dem Motorrad in Südamerika unterwegs ist muss man schon sehr konzentriert fahren, will man die Fahrstabilität gewährleisten und die Suspension nicht vollständig killen.
Heute hatte ich wettertechnisch aber Glück und ich erreichte Cañar nach gut 2 Stunden. Nun verließ mich aber der Wettergott erneut. Ca. 10 Kilometer hinter Cañar zog sich der Himmel zu und es begann zu regnen. Zunächst nur leicht, aber dann entwickelte sich ein regelrechtes Unwetter. Nun musste ich die Tour aber durchziehen und ich zog am Gashebel.
Unwetter auf dem Weg nach Cuenca
Je näher ich Cuenca kam um so schlimmer wurde es. Teilweise konnte ich meine eigene Hand vor Augen kaum erkennen und das ich bei der Wassermenge auf dem Highway noch Kontakt zur Fahrbahn hielt war ein halbes Wunder. Irgendwie schaffte ich es mit Gottes Hilfe unversehrt bis zum Hostel „Mi Casa“ in der Nähe des Stadtzentrums.
Mein Motorrad konnte ich zum Glück im Hosteleingang parken. Im Hostel herschte eine angenehme Atmosphäre und die heiße Dusche nach den ganzen Strapazen war ein Traum. Im Hostel lernte ich einen weiteren Motorradreisenden kennen, der mit seiner 125er Yamaha durch Südamerika unterwegs war. Wir freundeten uns schnell an und schlenderten am Abend eine Runde durchs Stadtzentrum. Cuenca ist eine alte koloniale Stadt, in der ich mich sofort wie zu Hause fühlte. Im Vergleich zum hektischen Treiben in Quito kommt Cuenca chilliger daher. Die vielen Straßenmusiker tragen hierbei ihren Teil zur entspannten Stimmung bei.
Besichtigung der kolonialen Altstadt Cuenca's
Am nächsten morgen schlief ich erst einmal aus. Nach einem leckeren Frühstück mit Brötchen und Eiern besichtigte ich das Stadtzentrum nochmals bei Tageslicht. Mit seiner kolonialen Architektur verbreitet die Altstadt einen ganz besonderen Charme und gehört zu einem der Unesco-Weltkulturerbe-Stätten Ecuadors. Mit insgesamt 52 Kirchen war Cuenca einst das religiöse Zentrum des Landes. Am imposantesten ist die neue Kathedrale – Catedral Metropolitana de la Inmaculada Concepción. Aber auch die weiteren Kirchen der Stadt sind beeindruckend.
Als ich von meiner Sightseeing-Tour zurück ins Hostel kam, stand neben meinem Motorrad ein alter Lada in der Einfahrt. Ich dachte mir: „Diese Gefährt kennst du doch!“ Und es war tatsächlich die Kiste von Nicolas, mit dem ich noch vor ein paar Tagen rund um Quilotoa gewandert bin.
Ich schrieb ihm einige Tage zuvor, dass ich in Cuenca im Hostel „Mi Casa“ absteigen werde und lud ihn ein vorbeizukommen. Ich dachte aber nicht, dass es so schnell gehen würde. Wir haben uns mittlerweile viele Male wieder getroffen und sind inzwischen richtig gute Freunde geworden.
Nicolas kam von Baños aus angereist und hatte mit Jana und Klaas zwei weitere Deutsche im Gepäck, die gerade mit dem Rucksack Südamerika bereisten. Die beiden Berliner waren gut drauf und wir saßen im Hostel noch bis spät in die Nacht zusammen. Jana und Klaas berichteten mir, dass sie das gestrige Unwetter über Cuenca aus weiter Entfernung sahen und sie konnten es kaum glauben, dass ich hier hindurch musste.
Am nächsten Tag durchstreifte ich mit Nicolas, Jana und Klaas ein weiteres Mal Cuenca und entdeckte hierbei einige weitere Ecken, die ich bisher noch nicht zu Gesicht bekam.
Adiós Ecuador
Nach ein paar super schönen Tagen in Cuenca hieß es schließlich mal wieder Abschied nehmen. Nach einer fetten Umarmung mit Nicolas und den beiden Berlinern ging es für mich weiter nach Huaquillas, meiner letzten Station vor der Grenze nach Peru.
Die Fahrt nach Huaquillas führte mich über Santa Rosa und war recht anstrengend, da die Straße vom Dauerregen der letzten Wochen aufgeweicht war. Andererseits ging die Route durch ein wunderbares Canyon-Gebiet hindurch. Die zahlreichen Serpeninen schlängelten sich immer weiter bergab und es wurde zunehmend wärmer. In Huaquillas angekommen konnte ich dann schließlich wieder Shorts und T-Shirts auspacken.
Die Stadt an sich ist aber wenig spektakulär und ich verbrachte hier nur eine Nacht. Huaquillas war für mich die letzte Etappe in Ecuador. Das kleine Land am Äquator hat mich begeistert und bietet unglaublich viele Facetten. Die unvergleichlichen Panoramen der Anden, die mystische Welt des Dschungels und die pazifische Küste mitsamt der einzigartigen Galapagos-Inseln. All das findet man im wunderbaren Ecuador.
Mehr Informationen/Reisetipps:
Mit fast einer halben Million Einwohner ist Cuenca die drittgrößte Stadt Ecuadors. Trotz einer Höhenlage von 2560 Metern herrscht in Cuenca ein eher moderates Klima. Tagsüber ist es häufig warm, wogegen man sich in den Nächten gut zudecken sollte. Auch eine Regenjacke sollte im Gepäck nicht fehlen.
Die Altstadt von Cuenca lässt sich perfekt fussläufig erkunden. Hierfür kann man sich ruhig einige Tage Zeit lassen, denn bei jedem Stadtbummel entdeckt man etwas neues oder man lässt es sich einfach in einem der Cafés gutgehen. Die Hauptattraktionen in Cuenca sind die zahlreichen prunkvoll gestalteten Kirchen, von denen es sage und schreibe 52 an der Zahl gibt. Ein guter Ausgangspunkt für eine Stadttour ist der zentrale Platz „Plaza Mayor Calderón“.
In der Altstadt von Cuenca findet man zahlreiche Übernachtungsmöglichkeiten. Ich nächtigte im schönen Hostel „Mi Casa“.
Hier der Link zum Hostel: Hostel „Mi Casa“
Rund um Cuenca kann man zahlreiche weitere Ausflugsziele ansteuern, wie z.B. die alte Inkastätte „Ingapirca“ oder den Cajas Nationalpark. Ein wenig weiter entfernt liegt der Yasuni Nationalpark, einer der artenreichsten Urwälder der Welt.