The same porcedure as every day: „Kette und Motoröl überprüfen, Sachen auf's Motorrad packen und ab geht die Post.“ Mein Ziel für diesen Tag war die Besichtigung der Sarcofagos de Karajia. Hierbei handelt es sich um 6 große Gräber aus der Chachapoyas-Dynastie, die in der Nähe des Dorfes Karajia in eine Felswand gemeißelt wurden.
Bis heute ist nicht geklärt wie und warum man die Chachapoyas-Menschen dort begraben hat. Es wird vermutet, dass einmal ein Pfad zu den Mumien geführt hat. Dieser wurde von den Chachapoyas aber zerstört, um die Gräber vor Plünderungen der Konquistadoren zu bewahren.
Die Strecke nach Karajia war sehr anstrengend und sollte mich eine Menge Zeit kosten. Von Chachapoyas aus ging es erst einmal ein Stück zurück bis zur Hauptstraße. Von hier ausfuhr ich über Buckelpisten und endlosen Serpentinen den Berg hinauf bis zum Dorf Luya. Hier folgte ich einer weiteren Straße nach Karajia.
In Karajia parkte ich mein Motorrad in der Nähe des Dorfzentrums. Ich hielt einen Plausch mit den Einheimischen und zahlte eine obligatorische Gebühr von 5 Soles. Nun machte ich mich zu Fuß auf zu den Sarcofagos des Karajia.
Der felsige Pfad führte ungefähr eine halbe Stunde den Berg hinab, bis man an einer Felswand ankommt. Inmitten des Felsen erblickt man schließlich die 6 Särge. Unzugänglich für einen jeden Besucher haben sie die Jahrhunderte überdauert. Es war ein großartiger Anblick und ein wirkliches Rätsel, wie die Mumien einst dorthin gelangt waren.
Ich verbrachte einige Zeit an dem mystischen Ort und war der einzige Besucher hier. Nach einer Weile im Tal der Särge wanderte ich wieder zurück nach Karajia.
Die zahlreichen Kurven führten mich wieder zurück zur Hauptpiste. Die Straßenverhältnisse waren übel, aber grandiose Ausblicke auf den Anden ließen mich meine Anstrengungen schnell vergessen. Nach ungefähr 2 Stunden hatte ich endlich die Hauptroute erreicht und auf asphaltierter Stecke ging es wieder zügiger voran.
Am Rio Utcubamba vorbei fuhr ich bis zur Abzweigung in Richtung Tingo. Das kleine Dorf erreichte ich über eine sandige Straße bergaufwärts nach gut 30 Minuten. Tingo war gleichzeitig mein Ausgangspunkt zur Besichtigung der Ruinen von Kuelap. Ich übernachtete im Hostel Tingo unmittelbar am Plaza.
Im Dorf traf ich erneut auf die beiden Radler Colin und Pep. Colin hatte die Festung bereits besucht, während dies für Pep am nächsten Tag anstehen sollte. Der Mallorquiner Pep war low low Budget unterwegs und er wollte die 10 Kilometer zur Festung Kuelap zu fuss meistern. „Alle Achtung“, dachte ich mir. Denn die Festung liegt mit 3000 Metern auf einer beachtlichen Höhe und der Aufstieg ist steil. Ich erwarb mir hingegen ein Ticket für die kurz zuvor fertig gestellte Seilbahn, die man hier als „Teleferico“ bezeichnete.
Wir genossen noch ein Feierabendbier und ging dann zur Nachtruhe über. Am nächsten Morgen war ich pünktlich um 9 Uhr an der Seilbahn. Die Mitarbeiter konnten sich ihr Grinsen über meine deutsche Pünktlichkeit nicht verkneifen. Ein wenig später ging es los.
Zunächst brachte uns ein Shuttlebus zur Abfahrtsstelle. Als ich die Stecke der Seilbahn zur Festung in 3000 Metern Höhe betrachtete wurde es mir schon ein wenig mulmig. Nach dem Einstieg in die Gondel versuchte ich nicht all zu oft nach unten zu blicken. Die Seilbahn ackerte sich steil bergauf und die Aussicht war atemberaubend. In schwindelerregender Höhe konnte ich die Fahrt dann fast schon genießen.
Nach Ankunft auf dem Hochplateau zahlte ich 20 Soles Eintritt und es ging nochmals ca. 2,5 Kilometer hinauf bis zu den Ruinen von Kuelap. Die Lage der alten Siedlung auf 3000 Metern war fantastisch. Hier lebte von etwa 400 bis 800 nach Christus das Volk der Chachapoya, die sogenannten Wolkenmenschen. Im Vergleich zur der Inka-Zivilisation sind die Chachapoya sehr viel weniger bekannt, aber dafür ebenso interessant.
Die Festung Kuelap beeindruckte mich mit seinen 800 Metern Länge und man erhielt eine gute Vorstellung davon, wie die Chachapoya vor Urzeiten lebten. Die Fundamente der alten Wohnhäuser waren noch gut erkennbar. Zudem befand sich innerhalb der Siedlung ein Tempel für Zeremonien sowie Begräbnisstätten. Kuelap hat hohe Mauern und nur ganz enge Zugänge, so dass die Festung für Feinde so gut wie nicht erreichbar war.
Ich verbrachte gut 2 Stunden in der luftigen Höhe. Als der Hauptstrom der Touristen ankam ging es für mich mit der Seilbahn bereits wieder Bergab ins Tal nach Tingo. Mit den Sarcofagos des Karajia und den Ruinen von Kuelap besuchte ich in den letzten Tagen zwei bedeutsame historische Orte im nördlichen Peru. Im nächsten Reisebericht schreibe ich über das Mumien-Museum in Leymebamba und meine abenteuerliche Fahrt nach Cajamarca.